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Dies sind nun die Früchte meines html-Lernens. Viel Spass!!

Bester Freund


Mein Name ist Bruno. Viel mehr kann ich gar nicht über mich erzählen. Was mein Alter angeht, so kann ich nur schätzen, vermutlich sind es schon ein paar Jährchen. Aber aus meinem Geburtstag wird ja auch immer ein riesiges Geheimnis gemacht, ich glaube, sie wollen mir einfach nichts schenken und deswegen ignorieren sie ihn.
Das finde ich ganz schön unfair, denn Klara bekommt immer eine große Geburtstagsfeier, viele Geschenke und einen Kuchen. Das habe ich durch den Türspalt gesehen. Denn bei sowas werde ich immer weggesperrt. In den dunklen und stickigen Wandschrank, dabei habe ich Angst im Dunkeln. Das habe ich ihr schon sooft versucht zu erklären. Aber ich lande trotzdem immer wieder im Schrank. Früher war das noch ganz anders. Da hat Klara sogar für mich gekocht, hat mich an ihren Tisch gesetzt und gefüttert. Man, war das schön. Und bei gutem Wetter hat sie mich spazierengefahren. Vielleicht bin ich dafür jetzt einfach zu groß.
Als Klara letztens krank war, durfte ich sogar mal mit ihr fernsehen gucken. Da haben sie gebracht, das die Kinder irgendwann so alt sind, das sich die Eltern nicht mehr um sie kümmern und die Kinder ausziehen.
Ob es das ist, ich muss jetzt selbst für mich sorgen und Klara will, das ich weggehe?
Ist sie deswegen jetzt so gemein zu mir?
Früher dachte ich immer, wir seien beste Freunde. Das hat sie doch gesagt. Immer, wenn sie traurig war, kam sie zu mir und meinte, ich sei der einzige, der sie verstehe.
Ich habe wirklich gedacht, das bliebe für immer so. Oder gehofft.
Aber mittlerweile versteckt sie mich sogar vor ihrem Besuch und vergisst immer häufiger, mich anschließend wieder zuholen.
Glaube fast, sie benötigt mich nicht mehr.
Gerade kommt sie ins Zimmer. Ich kann ihre Schritte hören, sie ist nicht alleine. Sie öffnet den Schrank und ich darf raus.
Und dann passiert das Unglaubliche. Sie stellt mich ihrem Besuch vor.
"Das ist Bruno, ich glaube, er ist genau der richtige für euch", redet Klara regelrecht begeistert.
Der Besuch, ein Polizist übrigens nimmt mich hoch und mustert mich von allen Seiten.
"Bist du dir sicher, das du ihn hergeben möchtest?" er hört sich etwas skeptisch an, "- ich erinner mich noch, als du ein kleines Mädchen warst, du hast ihn überall mithingenommen, er war dein Liebling".
Ja, das kann ich nur bestätigen.
" Ich bin aber kein kleines Mädchen mehr. Und es fällt mir wirklich schwer, Bruno herzugeben, aber einen besseren Platz kann ich mir nicht für ihn vorstellen", erklärt Klara etwas traurig, "- außerdem ist er ja nicht aus der Welt".
Und damit ist alles geklärt. Der fremde Polizist nimmt mich mit.
Bin jetzt also bei der Polizei.
Ist ziemlich aufregend. Ich fahre mit meinen Kollegen im Streifenwagen durch die Gegend, bin bei Verhaftungen dabei und darf kleine Kinder trösten, die ihre Eltern verloren haben oder in den falschen Schulbus eingestiegen sind und nicht mehr nach Hause finden.
Ich muss zugeben, ich mache meinen Job gut. Die kleinen wollen gar nicht mehr aussteigen, jedenfalls nicht ohne mich.
Und wenn ich im Streifenwagen am Fenster sitze und wir mal wieder an einer Ampel halten, dann winken mir die Kinder begeistert zu.
Und Klara hat mich auch schon besucht, ich glaube, sie ist mit dem Polizisten zusammen.
Aber er ist auch nett. Fürchterlich nett.
Und sauer bin ich auch nicht mehr auf sie. Denke, sie hat erkannt, das ich jetzt woanders gebraucht werde. Was würden die ganzen traurigen Kinder in dem großen Polizeiauto denn ohne mich machen?
Polizeibär ist ein echt wichtiger Job.


written by Andrea Reichstein, 1.Mai 2004